Endlich, nach fast einem halben Jahr Warten war es Mitte April wieder so weit.
Es geht raus auf See, dem ersten Dorsch des Jahres entgegen.
Ein guter Termin ist da immer mein Geburtstag. Ich mag den Trubel einer größeren Feier an diesem Tag nicht so und deshalb fahre ich da einfach gerne mit Liz irgendwohin.
Die letzten Jahre eigentlich immer raus aufs Meer.
Wochen, nein Monate vorher, wird schon angefangen zu planen, Angelberichte in diversen Foren verschlungen, Fragen gestellt, Tipps gelesen und nicht zuletzt wird dann aufgerüstet…
Neue Schnur auf die Rollen, Kataloge und Angelläden nach fängigen Ködern durchsucht und dabei hemmungslos das Konto geplündert.
Die Ruten werden poliert und noch mal sämtliche Ringeinlagen kontrolliert, die Messer geschärft und und und.
Der versierte Angler weiß natürlich wovon ich rede.
Die letzten zwei/drei Wochen vor so einem Törn sind dann immer ganz schlimm.
Man guckt auch noch zusätzlich zu der sowieso schon aufkommenden inneren Unruhe als noch auf Windfinder.de!
Wird das Wetter halten, kommen wir wirklich raus…
Verdammt, die Prognose sieht ja gar nicht gut aus!
Beinahe täglich telefoniere oder emaile ich mit meinen Kumpels…
Die sind mindestens genauso nervös und hibbelig (alter indianischer Ausdruck für aufgeregt) wie meine angelverrückte Frau Liz und ich.
Da wir ja kurzfristig mit einem komplett anderen Schiff und Skipper raus fahren (der ursprüngliche Skipper ist im wahrsten Sinne des Wortes verschwunden), saugen wir jetzt alle Berichte über den Neuen förmlich ein.
Die Meinungen sind geteilt! Ui, ui! Was wird das werden?
Na ja, wie auch immer. Wir wollen raus und wenn das Wetter stimmt, dann fahren wir raus. Sowieso sollte man sich von Kuttern immer selbst ein Bild machen.
Berichte sind gut und schön, aber das persönliche Empfinden ist doch bei Jedem ein bisschen anders.
Ich emaile in der letzten Woche vor der Tour öfter mit dem neuen Käpten.
Bendt kommt für mich als typischer Seemann rüber.
Klare Antworten, doch teilweise ganz schön wortkarg bis brummig.
We will see!
Eine Woche vorher versetzt uns der olle Windfinder doch ganz schön in Panik.
Welle bis 4 Meter und Windgeschwindigkeiten jenseits gut und böse!
Notfallpläne werden geschmiedet. Notfalls fahren wir auf die Ostsee oder wenn gar kein Rauskommen, dann halt an einen dänischen Forellensee.
Hauptsache ans Wasser!
Doch Petrus hat ein Einsehen mit uns und der Wind beginnt einzuschlafen und die Wellenberge werden mit jeder neuen Aktualisierung kleiner.
Vier Männer und eine Frau sehen Kaiserwetter und beste Bedingungen auf sich zukommen.
Mittwochabend gibt uns Bendt dann per Email das OK.
Es kann losgehen!
Die schwäbische Abteilung bestehend aus Bertl und Pommi machen sich schon am darauffolgenden Abend auf den Weg. Die sind schon so heiß, dass sie es nicht mehr abwarten können. Außerdem wollen die Beiden versuchen ein paar Köderheringe im Hafen zu fangen. Je frischer, desto besser!
Liz und ich bringen Freitag früh erst noch unsre Jungs an den Schulbus, doch dann kommen wir auch mal recht pünktlich los. Ungewöhnlich für Schäfers, aber wir können das schon…
Gegen Mittag sind wir in Bremen und holen den fünften Mann ab.
Kai ist ganz überrascht, dass wir wirklich mal zu angegebenen Zeit da sind.
Kurz noch an einer Bank vorbei und das restliche Geld für die Fahrt geholt… dabei einen Wochenmarkt entdeckt und schon hatten wir ein echt lecker Mittagessen im Marschgepäck.
Das haben wir uns dann hinterm Elbtunnel auf dem nächsten Rasthof bei bestem Wetter erst mal schmecken lassen. Hmm, wenn das so weitergeht, dann läuft alles wie am Schnürchen!
Und es lief wirklich genauso weiter.
In Flensburg im Angelladen noch schnell den dänischen Angelschein organisiert und ab weiter noch Hvide Sande in Dänemark.
Wir kommen ohne weitere Vorkommnisse gegen 20 Uhr an und werden von zwei strahlenden Schwaben empfangen. Der Hering ist voll da im Hafenbecken und die Beiden haben einen ordentlichen Ködervorrat angelegt!
Biere werden entkorkt und erst mal angestoßen. *Plöpp*
Wir besichtigen das Schiff und genießen die Abendstimmung im Hafen.
Urlaub, Sonnenschein und beste Bedingungen zum Angeln…
Viel besser geht’s ja eigentlich nicht! SCHÖN!!!
Nach und nach trudeln Mitangler ein und die ‚Einheimischen’ gehen direkt an Bord.
Na, dann wollen wir auch mal.
Gesagt, getan!
Das ganze Gerödel aufs Schiff. Bloß gut, dass man direkt am Kutter kostenlos parken kann.
Mit so einer Pilkerkiste weit laufen zu müssen ist nämlich kein Spaß.
Und überhaupt, man schleppt immer viel zu viel Zeugs mit!
Aber, ich denke, der geneigte Angler kennt auch dies.
Das Schiff macht einen super Eindruck.
Wesentlich größer und geräumiger als das Alte.
Ein Stahlschiff mit 27 Metern Länge während das andere ein Holzschiff mit 17 Metern war.
Mit 16 Anglern hat man hier richtig gut Platz.
Die Kojen sind gar nicht zu vergleichen und ein schön geräumiger Salon.
Auch die Toiletten sind in Ordnung und sauber.
Sogar eine richtige Küche mit Backofen, Cerankochfeld und eine Spülmaschine sind vorhanden.
Da bietet sich sogar die Möglichkeit an selbst mal etwas zu zaubern…
Als alles an Angelgerät und Klamotten an Bord geschafft ist und jeder seine Koje in Beschlag genommen hat, gehen wir noch mal in unsern Bus und nehmen ein spätes Abendessen ein.
Die Reste vom Einkauf auf den Bremer Wochenmarkt vernichten…
Direkt neben uns kommt ein weiteres Auto mit Anglern an und siehe da,
die drei Jungs kommen aus unserer Gegend.
Die Welt ist klein!
Mit vollem Bauch klettern wir wieder auf die FIO und trinken entspannt ein Bierchen, während wir auf den Skipper warten.
Irgendwann trifft dieser dann ein und gibt die Namensliste rum.
Kaum ist diese ausgefüllt wird der Motor angeworfen und wir bunkern erst mal Eis.
Die FIO hat zwei Eiskisten und da geht schon einen ganze Menge rein. Gute Sache!
Dann endlich, raus aus dem Hafen und ab auf die Nordsee.
Bei leichtem Wellengang, kaum Wind, sternenklarer Nacht und mit dem ersten dänischen Bier in der Hand genießen wir die Eindrücke.
Es ist schon etwas ganz anderes, wenn man sonst immer nur auf Ostseekuttern unterwegs war.
Nach einer letzten Zigarette gehen wir dann unter Deck.
Hier dann auch schon mal die erste Besonderheit, bzw. Regel, die es an Bord gibt:
Es sollte darauf geachtet werden, dass man sich zusätzlich Freizeitklamotten mitbringt.
Der Salon unten soll nämlich weiterhin so sauber bleiben wie er zurzeit ist.
Oben umziehen und dann mit sauberen Sachen unten aufhalten heißt die Devise!
Ich kann Bendt verstehen, dass er unten keinen Fischgestank und auch keinen von Straßenschuhen mitgebrachten Dreck haben will.
Möchte man ja zu Hause im Wohnzimmer auch nicht unbedingt.
Unten sind schon Einige am schlafen, doch die meisten Mitangler sind sich über vergangene und kommende Fänge am unterhalten oder ganz einfach in diversen Angelzeitungen am schmökern.
Und das Schöne… Obwohl Dänen und Deutsche auf engstem Raum zusammen… Alle kommen klar und sabbeln zusammen. Manchmal mit Händen, Füßen und einen Dändeutschenglisch, aber es klappt! Feine Sache!
Nachdem wir uns auch noch etwas unterhalten haben sind wir aber dann doch in die Schlafsäcke gekrabbelt und haben uns in den wirklich guten und bequemen Kojen abgelegt.
Knapp neun Stunden reine Fahrzeit schlauchen ganz schön.
Kurze Zeit später übermannt uns schon der Schlaf und wir werden schön sacht in die Träume geschaukelt.
Das ist der eigentliche Spaß an der ganzen Sache. Sich zu fühlen wie ein echter Seemann und wirklich Tag und Nacht in so einer kleinen Nussschale auf der großen weiten Nordsee zu sein.
Klar, das Angeln und die dicken Fische, das ist natürlich auch nicht zu verachten…
Dicke Fische, ich glaube, jeder unter Deck träumt die Nacht irgendwie davon.
Der Wecker ist auf halb sieben gestellt,
obwohl Bendt angekündigt hat, dass wir etwas weiter fahren.
Gegen neun soll das Angeln beginnen,
Aber man will ja vorher immer noch bisschen was aufrödeln, letzte Ruten und Rollen zusammenbauen, noch das eine oder andere hoffentlich fängige Vorfach knüppern und ganz wichtig, gut frühstücken!
Danach vielleicht noch schnell mal die stille Örtlichkeit des Schiffes aufsuchen und sich ordentlich erleichtern.
Denn ich finde, nix ist scheußlicher, wenn man über einem guten Wrack ist und man muss sich aus dem Floater quälen und andere fangen Fisch.
Das Frühstück übrigens besteht aus belegten Broten mit allerlei Wurst, Käse und Marmelade.
Dazu bringt der echt flinke Bootsmann Kaffee und Tee, sowie diverse Kaltgetränke an.
Konnte man alles gut essen und für jeden reichlich.
Ich hab bei der Bundeswehr schon schlimmer gegessen!
Als es dann gegen neun Uhr ging scharrten alle natürlich mit den Hufen.
Letzte Schnur und Köderkontrollen, alle angespannt und fischgeil.
Wir wollen drillen und natürlich gewinnen.
Kurz nach neun drosselt Bendt den Kutter und fängt an zu kreisen.
Scheinbar ist da was…
Er nimmt die Fahrt raus und wir werden immer langsamer.
Ich lasse meinen Köder, einen grünen Wasabi mit 200 Gramm schon mal Nordseewasser schmecken.
Dann auf einmal der Stop und es ertönt zum ersten mal das Horn.
Ich zucke zusammen und lasse den Wasabi in die Tiefe rauschen. Knappe vierzig Meter tiefer dann Grundkontakt.
Direkt nehme ich ein paar Kurbelumdrehungen Schnur auf und fange mit leichten Pilkbewegungen an.
Liz neben mir setzt auf den gleichen Wasabi, Kai hat klassisch Pilker montiert, während Bertl und Pommi es mit einer Kombination aus Pilker und Oktopussvorfach probieren.
Bei den Mitanglern sehen die Montagen ähnlich aus.
Doch es ist wie so oft.
Erste Drift und kein einziger Fisch!
OK, nächster Versuch.
Wir fahren die Stelle noch mal an.
Das Hupen ertönt und die Köder sausen in die Tiefe.
Ich merke wie der Wasabi nach unten taumelt, die Drift ist ganz schön stark.
Die Schnur erschlafft und gleichzeitig fühle ich wie der Köder auf dem Grund aufschlägt.
Jetzt schnell die lose Schnur aufnehmen und dann ein paar Kurbelumdrehungen an gespannter Schnur, damit der Köder nicht über Grund schleift und so schnell festhängt.
Alle fangen an mit mehr oder weniger starken Pilkbewegungen.
Und zack, Pommis Inliner verneigt sich und er pumpt den ersten Fisch des Tages nach oben.
Doch ein paar Sekunden später ist es auch bei mir soweit und ein Ruck geht durch meine Rute. Ich merke Gegenwehr, aber nicht sonderlich stark.
Kein richtiger Gegner für die 32lbs Rute und die lütte 2 Gang Avet.
Aber trotzdem Fisch!
Unter typischem „Kopfnicken“ kurbele ich meinen ersten Nordseedorsch des Jahres nach oben. Kein Riese, aber mäßig. Geschätzte knappe 50 Zentimeter.
Die Saison ist eröffnet!
Pommi hat seinen Fisch auch oben und zur Überraschung Aller hält er einen kleinen Pollack in die Kamera.
Man weiß hier auf der Nordsee nie was für ein Fisch anbeißt.
Die Auswahlpalette vor Dänemark ist wirklich beachtlich.
Sogar Heilbutt ist in der letzten Zeit schon mit der Angel gefangen worden.
Eine echte Alternative zu Norwegen und Island.
Zumindest fängt man die gleichen Fischarten und ist wesentlich schneller da.
Es geht weiter.
Das nächste Wrack, der nächste Stop.
Diesmal schlägt es bei Liz ein und auch sie holt ihren ersten maßigen Dorsch für 2011 an Bord. Dieser hat gute 55 cm und lässt auf Größere hoffen.
Unsere dänischen Kollegen haben mittlerweile auch schon einige Fische gefangen und auch die Jungs aus der Heimat legen gut los.
So kann es weitergehen.
Ging es auch, nur nicht so bei uns…
Bertl und Kai entschneiderten sich zwar auch, doch irgendwie hatten wir bisschen Pech mit der Drift und dem sehr sehr gierigen Wracks.
Die nächsten Stopps brachten wenig Fisch, schafften dafür jedoch ordentlich Platz in unseren Köderkisten.
Kai, der mit unserer Ersatzrolle, einer 560ger Penn Slammer fischte, war nicht so wirklich damit zufrieden. Er hatte echte Probleme und verlor so Meter und Meter Schnur bei den Abrissen.
Hängt der Köder irgendwo fest, dann muss man ihn versuchen zu lösen. Am Besten, indem man ihn um das Abschlagholz wickelt und dann mit sanfter Gewalt zieht.
Man sollte die Schnur aber nicht überkreuzen, weil dann die Schnur reißt.
Das wissen wir jetzt! Nächstes Mal habe ich ein extra Löseholz dabei.
Der Tag verlief dann für uns relativ durchwachsen.
Wir hatten immer mal wieder Fische. Zwar alles keine Riesen, aber doch bis 92 cm.
Liz hatte die Ehre diesen, recht schlanken, aber schön gezeichneten Dorsch zu fangen.
Was nervig war, das waren halt die vielen Köderverluste.
Die Dänen und unsere deutschen Mitstreiter hatten da mehr Glück oder vielleicht auch Können.
Denn bei denen kamen immer richtig schöne Dorsche hoch.
Der Spruch: “Manchmal verliert man und manchmal gewinnen die Anderen!“ hätte hier gepasst.
Na ja, es geht bestimmt noch was.
„Und außerdem, es ist erst der erste Tag.
Morgen ist uns Petrus vielleicht besser gesonnen.“
Nachdem wir uns zu Mittag etwas gestärkt, ein paar neue Vorfächer bei Bendt erstanden und unsere Taktik überdacht hatten ging es dann munter weiter.
Auch bei uns wurden die Fänge langsam besser und die Kisten füllten sich.
Besonders die letzten zwei Driften waren noch mal ganz gut.
Alles Dorsche zwischen 60 und 70 Zentimetern.
Keine Riesen, aber richtig gut für die Küche.
So hatten wir fünf dann beim Abhupen des ersten Tages zwischen sechs und zehn Fische in der Kiste liegen.
Wir haben schon besser und größer gefangen, aber so was kommt halt vor.
Wer raus fährt und denkt, dass er sich bei jeder Tour die Kosten über Filet wieder zusammenangeln kann, der sollte besser zum nächsten Fischhändler gehen und sich sein Filet da kaufen.
Und außerdem haben es uns ja auch die Dänen bewiesen.
Es war definitiv möglich gut Fisch zu fangen.
Egal, wir hatten ja auch unsern Spaß und am nächsten Tag wird’s bestimmt besser.
Also, Angelkrams bisschen zusammenräumen, ein dänisches Bierchen aufgerissen und auf einen freien Filettierplatz gewartet.
Beim Ausnehmen haben wir schon festgestellt, dass die Dorsche wohl die Laichzeit noch nicht so lange rum hatten.
Beim Filetieren dann die Gewissheit. Das Fleisch ist nicht so schön fest, wie man das von Sommer- oder Herbstdorschen gewöhnt ist. Eher eine etwas weichere Konsistenz.
Es ist schade, aber nicht mehr zu ändern.
Na ja, immer noch besser als Filet aus kommerziellem Fischfang!
Als Alle fertig sind mit Filetieren und verpacken der Beute begeben wir uns nach und nach in den Salon. Nicht nur mir knurrt der Magen. Auch die anderen Gesichter sehen hungrig aus.
Mein Frauchen strahlt! Es gibt Spaghetti mit Hackfleischsoße.
Ihr Leibgericht!
Der Bootsjunge ist nicht nur fix beim Essen bringen und Fische gaffen.
Nein, er kann sogar kochen. Lob und Anerkennung!
Nach ausgiebigem Essen wurden dann alle recht müde und jeder suchte nach und nach sein Schlafplätzchen auf.
Den ganzen Tag Gewichte von 200 – 500 Gramm über den Nordseeboden tanzen lassen und dann noch Fische hochpumpen, das schlaucht doch ganz schön.
Dann noch ein lecker Essen, das sämtliches Blut im Magen bindet, da liegt man kaum muggelisch verpackt in seinem Bettchen und schon ist man eingeschlafen.
Dazu noch das Geschaukel wie in einer Hängematte und das sonore Brummen des Schiffsmotors… Was ein Leben!
Gegen 02.00 Uhr waren wir wieder im Hafen und die Dänen gingen von Bord.
Eigentlich hatte Bendt für den nächsten Tag nur Buchungen von uns Fünf und den drei anderen Deutschen. Doch kaum waren die Dänen von Bord kam ein Sprinterbus voller Angler an und schon war das Schiff wieder belegt.
Für Bendt schön, für uns erst mal schade. Hätten wir doch anders den ultimativen Platz zum Angeln gehabt.
Egal, wird schon werden!
Die Neuen waren bis auf den Fahrer schon ganz gut betankt und fielen nacheinander wie Tote in die freien Kojen.
Hoffentlich gibt das keinen Stress!?!
Doch nachdem Bendt mit dem nüchternen Fahrer gesprochen und ihm gesagt hat, dass bei ihm Betrunkene nicht angeln werden (Eine weitere Regel an Bord, die verständlich ist), versprach dieser, dass seine Kumpane auch Fische fangen wollen und ihren Rausch am nächsten Morgen ausgeschlafen hätten.
Also, Leinen los und wieder raus aus dem Hafen Richtung offene See.
Wir schliefen glaube alle wie tot. Sei es wegen dem anstrengenden Angeln am Vortag oder wegen etwas zuviel aus der Flasche.
Am nächsten Morgen dann wieder dasselbe Spiel.
Der Wecker reißt uns brutal aus der angenehm schaukelnden Traumwelt und wir gehen unsere Floater holen. Netterweise erlaubt es der Skipper, dass wir unsere Klamotten im Maschinenraum aufhängen können.
So ist das Zeug wenigstens fast trocken als wir wieder rein schlüpfen.
Danach Frühstück und anschließendes Zähneputzen
Bendt gibt uns die Info, dass wir in einem komplett anderen Gebiet sind und er glaubt, dass hier die Fänge besser werden. Die Tiefe wäre zwar wie den Tag zuvor so zwischen 35 und 45 Metern, doch lägen hier Wracks und Riffe wesentlich dichter zusammen.
Also schon mal kürzere Zeiten beim Versetzen.
Wir werden sehen.
Kurz vor halb zehn ertönt die Hupe und wir lassen die Montagen gen Grund sinken.
Ich versuche es wieder mit dem Wasabi und nachdem er zweimal den Boden berührt hat steigt auch schon der erste Fisch ein.
Fast überall sind die Ruten krumm.
Jeder von uns ist am drillen! Geil, SO muss ein Geburtstag losgehen!
Und die Fische scheinen besser zu werden.
Liz und mein Dorsch waren Brüder und hatten beide etwas über sechzig Zentimeter.
Kai seiner ähnlich und Bertls Fisch sogar an die Siebzig.
Die neuen Mitangler (nach dem Ausnüchtern wirklich ganz friedlich und nett) legten ordentlich vor.
Die Jungs pumpten einen Fisch nach dem andern hoch und vor allem richtig Gute.
Größenmäßig teils schon um die neunzig Zentimeter in der ersten Drift.
Das könnte ein richtig guter Tag werden.
Und es wurde ein richtig guter Tag!
Wir fingen eigentlich in jeder Drift.
Ständig war irgendwo einer am pumpen und der Bootsjunge kam teils mit dem Gaff nicht hinterher.
Doch sogar Bendt kam von der Brücke und hat uns beim Gaffen geholfen.
Das ist keine Selbstverständlichkeit und wir waren da echt positiv überrascht.
Wir hatten zwar immer noch den einen oder anderen Abriss, aber aufgrund der schönen Beute war das viel weniger schlimm als am Vortag.
Auch Kai, der von der Slammer auf unsere zweite Ersatzrolle gewechselt hatte, kam jetzt besser zurecht.
Für ihn war es das erste Mal Wrackangeln und da muss man sich halt erst etwas umstellen.
Wir fischten auch nicht mehr mit Drillingen am Pilker, sondern setzten eher auf mit Heringsfetzen garnierte Beifänger.
Doch obwohl wir gut fingen, die Anderen (übrigens eine Gruppe Russlanddeutscher) besackten sich so richtig.
Macht mir jetzt zwar nix, wenn ein Anderer Fisch fängt.
Aber ich hätte schon gerne endlich mal den Meter beim Dorsch geknackt.
Sollte leider wieder nicht sein und ich musste zusehen, wie eben genau diese Meterfische in anderen Kisten landeten.
Nu ja, kein Drama! Ich weiß, dass ich ihn irgendwann fangen werde!
Unsere Fischkiste konnte sich aber auch sehen lassen.
Sogar der ein oder andere Leng kam hoch und das freute Kai besonders, der bisher noch keinen der Dorschverwandten gefangen hatte.
Auch seinen Dorschrekord von 79 cm konnte er gleich zweimal überbieten.
Einmal mit einem Fisch von 82 und einem von 84 cm.
Für mich war das Highlight eine Doublette von zwei 80iger Dorschen und beim erneuten Ablassen noch mal das Gleiche.
In einer Drift 240 cm Fisch!!!
Anschließend bei der nächsten Drift hab ich dann noch einen Dorsch von knapp 90 Zentimetern erwischt und mir dann erst mal ne Bier- und Kippenpause gegönnt.
Auch Liz war nicht untätig und so hatten wir nach zwei Driften neun Fische zwischen 80 und 90 Zentimetern in der Kiste liegen.
So ging das den ganzen Tag.
Bendt fuhr richtig viel und hatte auch oft den richtigen Riecher.
Zum Schluss hatten Liz und ich 39 Dorsche und drei Leng zwischen 62 und 90 cm zu filetieren.
Eine gute Ausbeute, wie ich finde.
Klar, man kann mehr fangen, wie uns unsere Relingnachbarn bewiesen haben.
Die Jungs hatten mit neun Mann zwölf randvolle Körbe voll!
Dabei waren bestimmt drei Dorsche von mehr als einem Meter und auch drei bis vier richtig gute Leng.
Später dann, nach dem Schlachten, Filetieren und verpacken der Beute haben wir die letzten Sonnenstrahlen ausgenutzt und mit Bierchen, dem Nationalgetränk unserer russlanddeutschen Freunde und der einen oder anderen Zigarette die Tour ausklingen lassen.
Überall zufriedene Gesichter!
Unter Deck erwartete uns dann ein leckeres Abendessen.
Es gab Hackfleischbällchen, Rotkohl und Kartoffeln.
Ich musste mich leider wegen beginnender Windpocken ablegen.
Doch die Anderen sagten, dass es wirklich gut gewesen wäre.
Von der Rückfahrt in den Hafen habe ich dann auch nicht mehr viel mitbekommen.
Aber ich war nicht der Einzige, der die letzen Stunden auf See verschlief.
Kurz bevor wir in Hvide Sande wieder im Hafen ankamen bin ich dann aufgewacht.
Überall hektischer Trubel.
Als das Schiff dann angelegt hat sind Alle recht zügig von Bord.
Wir haben dann in Ruhe unser Zeug in die Autos verfrachtet und dann bin ich noch zu Bendt und hab etwas mit ihm über die Tour und die Kommende geschnackt.
Sehr informativ das Ganze!
Anschließend haben wir uns dann verabschiedet und haben uns ein Plätzchen zum Schlafen gesucht.
Hier zur Info: Man darf sich in Dänemark nicht einfach so mit einem Wohnmobil oder Campingbus auf einen öffentlichen Parkplatz stellen und dort schlafen!
Das haben die Dänen gar nicht gerne und wenn einen die Polizei dabei erwischt, kann das dann ganz schön teuer werden.
Wir hatten Glück und sind nur gewarnt worden!
Wir sind dann noch in ein Kaffee frühstücken und anschließend noch kurz durch den Hafen geschlendert, bevor wir uns wieder auf die Rückreise gemacht haben.
Hvide Sande ist echt ein schmuckes kleines Städtchen.
Die Rückreise nach Deutschland verlief dann wieder ohne Probleme und wir kamen nach etwa neun Stunden Fahrt wohlbehalten in Deutschland an.
Ich zwar dooferweise mit Windpocken, aber das war halt einfach Pech.
Fazit
Der neue Kutter MS FIO ist ein ganz anderer Kahn als das Holzboot mit dem wir letztes Jahr unsere ersten Erfahrungen auf der Nordsee gemacht haben.
Klar, die MS Lene From hatte auch ihren Reiz, aber hier ist wesentlich mehr Platz zum Angeln und die Rückzugsmöglichkeiten mit dem wirklich schönen Aufenthaltsraum sind besser.
Durch die Größe liegt der Kutter auch gut in der Welle und man fängt überall.
Bendt überlegt allerdings momentan, ob er nicht die FIO oder die Fyrholm wieder nach Hanstom bzw. Hirthals zu verlegen.
Von Hamburg ausgesehen fährt man hier nur etwa eine Stunde länger mit dem Auto.
Der Vorteil von diesen höher in Dänemark gelegenen Häfen ist, dass die Ausfahrt zu den Fischgründen wesentlich kürzer ist.
Auch ziehen im Frühjahr die großen Köhlerschwärme eher an der Nordspitze Dänemarks vorbei, so erklärte mir Bendt. Nach höchstens drei bis vier Stunden Ausfahrt stände man dann oft schon mitten im Fisch!
Dann wäre die Bodenstruktur abwechslungsreicher.
Tiefe Rinnen, Plateaus und Wracks, während vor Hvide Sande halt nur Wracks zu beangeln wären und die Tiefe weitgehend zwischen 30 und 50 Metern läge.
Bei einer 2 Tagestour würde man dort oben richtig viel Fisch fangen und auch noch mal ganz andere Größen.
Vielleicht macht er es aber auch so, dass er die Fyrholm wieder zurück nach Hirthals verlegt.
Er will dieses Jahr noch entscheiden.
Für mich steht fest, dass ich nächstes Jahr auf jeden Fall eine solche Tour auf Köhler mitmachen werde.
Egal mit welchem der beiden Schiffe.
Die Fyrholm ist vom Platzangebot nämlich mindestens genauso gut wie die FIO.
Bendt an sich ist ein typischer Fischer, wie ich mir schon anfangs gedacht habe.
Etwas brummig anfangs, aber wenn man sich mit ihm unterhält, dann gibt er einem echt super Tipps zu Ködern, Montage und überhaupt zum Wrackfischen.
Unser Eindruck war, dass er was versteht von dem was er tut.
Wir haben jetzt zwar nicht so die Menge gefangen wie im vergangenen Jahr,
aber da kann ja der Skipper nichts für.
Doch ich finde, dass auch zwanzig Kilo Filet/Person einer solchen Tour gerecht werden.
Jederzeit gerne wieder!
So, ich hoffe euch hat mein Bericht gefallen.
Hat diesmal etwas länger gedauert, aber dafür hab ich auch ein paar Zeilen mehr drangehängt…