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 Betreff des Beitrags: 21 Stunden Tour mit der M/S Lene From am 28.ten August 2010
BeitragVerfasst: Dienstag 21. Juni 2011, 19:31 
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Es ist Montagmorgen, draußen kündigt sich verfrüht der Herbst an, der Regen klatscht gegen das Bürofenster und auf meinem Schreibtisch türmt sich die Arbeit.
Missmutig gucke ich raus in die trübe Suppe und während ich mich durch Angebotslayouts, 3D Aufstellpäne und solche fiesen Sachen kämpfe, denke ich an die letzte Angeltour auf der Nordsee...

Ach, was war das doch schön.

Die Wellen, das salzige, türkisfarbene Wasser und dann noch das Angeln überhaupt!

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Ich fange an zu träumen und unterdessen reift auch schon ein Plan in meinen Hirnwindungen.
Der Plan zu einer spontanen Angeltour!
Einer Tour zu Ulrik dem Skipper und seiner Lene.
Eine Tour um die Sehnsucht nach Me(e)hr ein bisschen zu stillen und den unbarmherzigen Griff des Alltags etwas zu lockern.
Eine E-Mail an Ulrik mit der Anfrage, wann er zwei-drei Plätze frei hat, ist schnell verfasst. Einzige Bedingung, es muss ein Wochenende sein, da meine restlichen Urlaubstage alle schon verplant sind.
Seine Antwort lässt nicht lange auf sich warten und schon am Nachmittag dieses Montags hat er ein Datum für mich!
OK, der Termin steht!
Jetzt nur noch zu Hause, die Genehmigung von der Regierung holen und ein-zwei Mitfahrer finden...
Ja, ich weiß, meine Vorgehensweise hatte vielleicht die falsche Reihenfolge, aber wer mich kennt, der weiß, dass ich relativ spontan bin! ;-)
Außerdem hatte ich ja die Hoffnung, dass ich mit meiner Frau schon mal eine Mitfahrerin gefunden hätte.
Also beim Abendessen das Thema zur Sprache gebracht und den Hundeblick aufgesetzt.
Dagegen, dass ich fahre, gibt es keine Einwände.
Mittlerweile erkennen meine Lieben wenn ich das Meeresfernweh habe und lassen mich ziehen! Schön!!!
Doch leider kann meine Frau nicht mitkommen. Mein Vater ist an dem Wochenende auch unterwegs und Lisa muss mit meiner Mom auf Alzheimeroma und Kinder aufpassen.
Hmmm, wen könnte ich denn dann fragen?
Der erste, der mir in den Sinn kommt ist Kumpel Bertl. Er wollte eigentlich bei der letzten Tour schon mit, konnte aber dann doch nicht, weil ihm die Arbeit (oder vielmehr sein Chef) einen Strich durch die Rechnung gemacht hat.
Also eine kurze SMS und keine zehn Minuten später ist Bertl am Telefon und sofort Feuer und Flamme. Super, es kann los gehen!
Na ja, elf Tage müssen wir doch noch warten... Leider!
Allerdings sind auch noch einige Besorgungen zu machen.
Der versierte (Meeres)angler kennt das ja...
Welcher Köder war auf der letzten Tour so fängig?
Davon noch ein paar Exemplare in verschiedenen Gewichten und noch ein paar mehr (in anderen Farben, man weiß ja nie)!
So eine Ölzeughose wäre zum Filetieren auch nicht schlecht!
Zwiebelsäcke, zum Filet abtropfen lassen, hab ich auch nicht mehr viele.
Usw., usw., usw.!!! 

Am nächsten Tag kommt mein Onkel vorbei und nachdem ich ihm von der Tour erzählt habe, will er auch mit.
Damit stehen die Tourteilnehmer auch komplett fest!
Mein Pat ist zwar noch nie mit einem Kutter unterwegs gewesen, aber er will mit und mal ausprobieren.
Die nächsten zehn Tage vergehen mit Jedem wahrscheinlich nur zu gut bekannten Gerätevorbereitungen, etlichen Telefonaten, unzähligen Postings im Kutterboard und dem bangen Betrachten der Windfinderseite.
Das Einzige, was uns jetzt noch einen Strich durch die Rechung machen kann ist das Wetter!
Doch Donnerstagnachmittag gibt uns Ulrik das OK und wir können los.
Es wird zwar etwas wellig, aber so können wir auch raus finden, bis wohin der Magen mitspielt!

Allerdings sage ich meinem Onkelchen ab. Für einen Anfänger wäre so eine Tour wahrscheinlich das Grauen, erkläre ich ihm und er sieht das auch sofort ein, als ich ihm von den angekündigten 2,5m Welle erzähle.
Er will dann die nächste Ostseetour mal mitmachen... ;-)

Freitag dann nur einen halben Tag arbeiten, kurz im Angelladen die letzten Besorgungen gemacht, zu Hause noch einen Kaffee geschlürft, sich von Frau und Kindern verabschiedet, den genauso hibbeligen Bertl auf den Beifahrersitz platziert und dann mit der (von Peter getaufte) Enterprise ab auf die Bahn.
Der große graue Wagen ist kilometerhungrig und wir donnern fast nonstop die 880 Kilometer bis in Dänemarks Mitte!

Startzeit Freitag um 16.30 Uhr und Ankunft Samstag um 00.35 Uhr!!! 

Am Hafen angekommen haben wir Ruck Zuck das Auto ausgeladen und das Angelgeraffel auf die Lene verfrachtet.
Optimal ist hier, dass man direkt vor dem Schiff parken kann und so alles ohne langes Geschleppe umladen kann.

Ulrik wirft die Maschine an, legt den Hebel um und nimmt Kurs auf die offenen See. Wir sichern unser Angelzeug und reißen erst mal ein dänisches Bierchen auf um auf die Fahrt anzustoßen.
Raus aus dem Hafen merken wir dann schnell, dass es diesmal keine ruhige Fahrt wird.
Der abgezogene Orkan hat noch eine ganz schön stramme Welle zurückgelassen und als ich später hoch zu Ulrik klettere meint er, dass die Welle wohl die Nacht um die 3m haben wird!
Doch er beruhigt mich und meint, dass er auch nicht lebensmüde ist und wenn er nicht der Ansicht wäre, dass es am Morgen ruhiger werden würde, dann würde er nicht raus fahren. Wir müssten keine Angst haben!
Nach diesem Satz habe ich dann auch sämtliche beklemmenden Gefühle aus meinem Kopf verbannt und auf Spaß umgeschaltet.
Alle anderen Mitfahrer waren schon unten in den Kojen, doch ich hab erst mal noch zwei Zigaretten und ein weiteres Döschen Bier auf Deck zu mir genommen und festverkeilt die Fahrt im Schleudergang genossen!
Wer sich an den Seegang auf einer gewissen Nana Tour erinnern kann, kann mal gedanklich diesen Seegang mit ~ Faktor 3 multiplizieren und weiß dann in etwa wie die Rausfahrt sich angefühlt hat.
Doch Bertl und ich wissen jetzt, dass wir beide nicht so schnell seekrank werden.
Und wie sagte der olle Bert auf der Hinfahrt zutreffend: „Es gibt Land und Wassermenschen.“ Wir sind eindeutig Wassermenschen!!!

So langsam merke ich, wie mir die Müdigkeit in die Knochen kriecht und ich mache mich auch in die Koje.
Das Schlafen auf See ist ja sowieso immer ein Erlebnis, aber mit solch einer Welle unter den Planken, da ist es schon ein Abenteuer.
Doch ordentlich verkeilt wacht man morgens mit einem breiten Grinsen auf!
Bei Kumpel Bertl sehe ich in der Morgendämmerung den gleichen Gesichtsausdruck.
Mittlerweile hat das Ganze dann aber auch, wie von Ulrik ankündigt, nachgelassen.
Es schaukelt zwar immer noch ganz anständig, aber man muss sich nicht mehr ständig festhalten.

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Um 07.30 Uhr gibt es Frühstück.
Keine Ahnung, wo Ulrik die frischgebackenen Brötchen her nimmt, aber es war echt köstlich!
Dazu Kaffee und eine ordentliche Auswahl an Wurst und Käse.
Top!
Anschließend haben Bertl und ich unsere Waffen startklar gemacht.
Für Bertl das erste Mal fischen mit einer Multi und schwereren Pilkern.
Und dann auch noch mit Lisas kleiner lila Avet. 

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Aber er kam, nachdem er sich mit der Technik vertraut gemacht hatte, echt gut damit zurecht.

Dann der erste Stop!
Die Köder sausen nach unten, meiner kommt unten an, Hebel auf „Fight“, etwas Schnur einkurbeln, zwei Pilkbewegungen aus dem Handgelenk und „ZACK“, da hängt der erste Fisch an meinem Wasabi.
Ein 60ziger Dorsch entschneidert mich!
Auch bei den Anderen (alles Dänen bis auf uns zwei) kommen schon die ersten Fische in dieser Drift.
Nur bei Bertl leider noch nicht.

In der nächsten Drift hab ich wieder einen Biss, doch der Fisch steigt mir aus.
Das war ein richtig Guter! Mist!
Schnell noch mal runter lassen...
Wieder ein Biss.
Und hoch kommt ein Knurrhahn von ~30cm! Schöner Fisch, doch schnell zurück damit!
Leider hab ich davon kein Foto gemacht.

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Hier ich mit einer Doublette! 

Bertl hat jetzt auch seine ersten Bisse, kann jedoch noch keinen verwerten.
Und das kennt auch Jeder... Da wird man dann schnell ungeduldig!
Wir fischen verbissen und angestrengt!
Und dann kommen sie, die Hänger!!!
Die Wracks sind hungrig, denn die Driftgeschwindigkeit der Lene ist an diesem Tag extrem hoch.
Wir kommen zwar mit 200-300g ganz gut nach unten, aber sind relativ schnell über das Wrack drüber und so schleifen die Köder auch superschnell in das Unterwasserhindernis.

Nach und nach leert sich meine Pilkerkiste.
Doch es gibt nicht nur Hänger. Es gibt auch immer wieder Fisch.
Jetzt auch bei Bertl. Er fängt ein paar richtig gute Dorsche.
Aber leider reißt auch immer mal wieder die Schnur an der kleinen Avet.
Hat die Schnur bei der Tour im Mai noch gut gehalten, war sie jetzt auf Grund der heftigen Drift doch viel zu unterdimensioniert.
So gingen bestimmt 4-5 Fische bei Bertl verloren!

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Dann (es war bereits nach Mittag) hat er genervt die Rolle runtergeschraubt und ist auf die Ersatzrolle (eine 560ziger Penn Slammer) umgestiegen.
Und damit klappte es dann auch wieder!

Er „entjungferte“ sich und die Rolle gleich mit seinem ersten Leng auf Naturköder.
Ab da war Bertl dann nicht mehr zu bremsen und fand absolutes Gefallen am Naturköderangeln.
So konnte er dann beim Abhupen gegen ~17 Uhr noch drei weitere Lange sein Eigen nennen.
Ich bin ebenfalls irgendwann auf Naturköder umgestiegen und konnte auch zwei Exemplare in meine Kiste packen.

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Insgesamt hatten wir an diesem Tag dann zusammen 14 oder 15 Dorsche bis ca. 90 cm und sechs feiste Lange mit auch so um die 80 Zentimetern.

Auch die Dänen fingen ganz gut Fisch!

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Und diesmal haben wir dann auch dankend den Filetierservice an Bord in Anspruch genommen. Der Bootsmann Jarno ist hier echt ein Virtuose an den Messern!
Sowieso ein richtig cooler Typ und ein Angler vor dem Herrn!
Lob und Anerkennung @ butcher! ;-))


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Nachdem wir dann unsere Filets verpackt hatten und die in der Truhe auf Eis lagen, gab es noch eine superleckere, (von Ulriks Frau) selbst gekochte Suppe über die sich alle hermachten und dazu ein paar obligatorische Bierlies!
Während der Skipper mit den mittlerweile wieder ganz schön heftigen Wellen Richtung Hafen unterwegs war, hatten wir noch schön Zeit zu sabbeln und die Tour gedanklich noch mal vor dem inneren Auge ablaufen zu lassen.

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Kurz vorm Schlafengehen…

Anschließend haben wir uns nochmal in die Kojen gehauen und sind gegen 02.00 Uhr wohlbehalten im Hafen angekommen.

Mein Fazit:

Zwar war es Fischmäßig (Größe der Fische und Anzahl) lange nicht so ergiebig wie die 2 Tagestour im Mai, aber wir haben unsern Spaß gehabt, trotzdem bissel was an Fisch gefangen (der Bert sogar seine ersten Lengs) und hätten es echt bereut, wenn wir zu Hause geblieben wären.
Gerne kommen wir jederzeit wieder und freuen uns schon wie Bolle auf die Touren in 2011.

_________________
"Man sollte immer eine kleine Flasche Whisky dabei haben, für den Fall eines Schlangenbisses -
und außerdem sollte man immer eine Schlange dabei haben."
W.C.Fields


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